Fischer Motorsport gewinnt iRacing Nürburgring 24h-Rennen
Sieg ist Sieg, aber ein Sieg auf der Nürburgring Nordschleife ist immer etwas ganz Besonderes - besonders für ein Team aus Deutschland, welches die Strecke in der Eifel seine Heimstrecke nennt. Und nichts toppt das 24h-Rennen auf dem Nürburgring zu gewinnen - das zweifelsohne härteste und schwierigste Langstreckenrennen der Welt.
Am Sonntag wurde für Fischer Motorsport und Fahrer Benjamin Fischer, Manuel Mayer, Travis Linscome-Hatfield und Micahel Adamczyk der Traum vom Gewinn des 24h-Rennens in der “Grünen Hölle” Realität.
Fischer platzierte den Porsche 911 GT3 Cup (992 zunächst auf dem sechsten Startplatz, mit einer Rundenzeit von 8:24.344 im Qualifying, was tatsächlich sogar die eigenen Erwartungen verfehlte.
“Ich hatte das Gefühl, da wäre noch mehr im Auto drin gewesen. Ich konnte leider einfach nicht die perfekte Runde zusammenkriegen und hab auch ein paar Fehler gemacht. Aber wir sind nicht so weit weg von der ersten Startreihe, was ganz gut ist. Es ist ja ein langes Rennen.”, sagte Fischer
Am Start konnte sich der 39-jährige Leipziger in dem vertrauten Getümmel in Kurve eins und der Schikane behaupten, verlor aber trotzdem zunächst zwei Positionen und viel auf die achte Position zurück.
Eingangs der Müllenbach-Schleife auf der Grand Prix-Strecke konnte Fischer dann aber innen an dem Simpit Racing Team Porsche mit der Startnummer 9 vorbeigehen und die siebte Position übernehmen.
In Runde zwei schob sich Fischer dann auf P6, dank eines Überholmanövers gegen den Melon Mates Motorsport Porsche Nr. 58 auf der Döttinger Höhe.
Nur eine weitere Runde später, im gleichen Streckensektor, ging Fischer, der vor 21 Jahren Fischer Motorsport gründete, am 4X Racing Porsche Nr. 403 vorbei auf die fünfte Position und damit in die Top-Five des Rennens.
Alles sah gut aus für das Team, aber lag ein langes Rennen voraus - harte 24 Stunden als ultimativer Test für Mensch und Maschine.
© 2023 Fischer Motorsport
Benjamin Fischer fuhr den Start und machte in den Anfangsstunden mehrere Positionen nach unterhaltsamen Kampf mit Melon Mates Motorsport und 4X Racing gut
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In Runde vier machte der Brother’s Army Porsche Nr. 8 mit Jonathan Rousset einen ungeplanten Boxenstopp und so übernahmen Fischer und der Porsche Nr. 84 position vier, mit aktuell 22 Sekunden Rückstand auf die Führenden.
Der erste geplante Boxenstopp folgte in Runde 8, als Fischer den Porsche 911 GT3 Cup in die Boxengasse lenkte.
Nach dem Auftanken und Aufziehen von vier frischen Michelin Reifen ging der Routinier auf der dritten Position liegend zurück auf die Strecke, auch dank der schnellen Arbeit der Boxenmannschaft.
Probleme mit der Tankanlage und Elektrik werfen Team im ersten Drittel des Rennens zurück
Eine Stunde später kam Fischer dann erneut an die Box, nachdem er seinen zweiten Stint abgeschlossen und die dritte Position gefestigt und den Rückstand leicht auf zwanzig Sekunden verkürzt hatte.
Nun folgte der erste geplante Fahrerwechsel im Rennen und Manuel Mayer stieg hinter das Lenkrad. Aber nun kam es zu großen Problemen. Aufgrund technischer Probleme mit der Tankanlage ging kein Treibstoff in das Auto und Mayer konnte nur hilflos hinter dem Lenkrad warten, bevor er auf die Strecke gehen konnte.
Nach 12 Minuten - eine gefühlte Ewigkeit - war das Auto endlich vollgetankt und Mayer fuhr aus der Boxengasse auf die Strecke, drehte sich dann aber prompt am Ausgang der Schikane. Nur dank einer reflexartigen Reaktion konnte der Teisendorfer noch Schlimmeres verhindern.
Die ganze Sequenz kostete das Team kostbare Zeit und so stand zunächst die siebte Position zu Buche. Aber mehr Drama war bereits auf dem Weg.
In Runde 23 wurde Mayer auf einmal langsam und das Team musste aufgrund Probleme mit der Elektrik den Abschleppwagen rufen.
In der Notsituation übernahm Benjamin Fischer das Steuer für einen weiteren Doppelstint und brachte das Team bis zum Abend und Sonnenuntergang zurück auf Kurs.
“Das erste Renndrittel lief nicht gut für uns. Wir hatten am Anfang einen super Doppelstint, aber dann gab’s Probleme mit der Tankanlage und dann mit der Elektrik. Das war alles super frustrierend.”, sagte Fischer.
Dank eines meisterhaften Doppelstints konnte Fischer das Team auf die vierte Position zurück bringen, aber trotzdem lag man aktuell immer noch 7 Minuten hinter den Führenden, dem Haider Motorsport Porsche Nr. 7.
Linscome-Hatfield und Adamczyk übernehmen in der Nacht die Führung
Mit Beginn der Nacht übernahm als nächstes Travis Linscome-Hatfield das Steuer des Porsche 911 GT3 Cup.
© 2023 Fischer Motorsport
Bis Sonnenuntergang am Samstag Abend kämpfte sich der Porsche Nr. 84 nach Problemen auf Position vier zurück
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Der 31-jährige legte einen sauberen Single-Stint auf die Strecke, trotz viel Verkehr mit anderen Fahrzeugen aus der GT4- und GT3-Fahrzeugklasse, mit denen er sich die schmale Rennstrecke teilen musste.
Linscome-Hatfield und Adamczyk wechselten sich für die nächsten acht Stunden jeweils ab mit Single-Stints und kämpften sich dabei von der vierten Position bis zur 13. Stunde des Rennens in Führung.
Zahlreiche andere Teams hatten Probleme, so auch der Haider Motorsport Porsche Nr. 7, der lange Zeit in Führung gelegen hatte und der 4X Racing Porsche Nr. 403.
Dank eines sauberen Rennens nutzte das Team die Chance und kontrollierte fortan das Rennen und konnte sogar eine Führung von über einer Runde über den Simpit Racing Team Porsche Nr. 9 rausfahren.
Mayer mit Mauerberührung am Sonntag Morgen
Nach Sonnenaufgang waren nun Manuel Mayer und Benjamin Fischer für die nächsten Stunden als Fahrer eingeteilt.
Mit knapp unter neun Stunden verbleibend ging Mayer von der Boxengasse auf die Strecke, nachdem er zuvor das Auto von Adaqmczyk übernommen hatte. In der letzten Runde sines Single-Stints unterlief Mayer dann ein Konzentrationsfehler und er berührte eingangs der Nordschleife die Mauer, was zu Schaden an der rechten Vorderseite am Porsche 911 GT3 Cup führte, der repariert werden musste.
Die Boxenmannschaft konnte dank heldenhaften Einsatz den Schaden an der Radaufhängung und Radkasten in weniger als zehn Minuten reparieren.
Die Führung schrumpfte dabei aber auf nur noch knapp viereinhalb Minuten und das Team spürte nun den Druck, keine weiteren Fehler zu machen.
Benjamin Fischer komplettierte bei etwas über vier Stunden Restdauer seinen letzten Doppelstint im Rennen, während der Porsche Nr. 84 die Führung behaupten konnte. Langsam konnte das Team den potentiell möglichen Sieg in dem Rennen riechen.
Drama und Unfall in Wehrseifen vier Stunden vor Schluss
Nach einem weiteren Fahrerwechsel-Stopp als Manuel Mayer nach Benjamin Fischer zurück ins Auto stieg, erwischte es wieder einmal Mayer auf der Out Lap.
Im Abschnitt Wehrseifen erlebte der 34-jährige eine böse Überraschung, als auf einmal, wie aus dem Nichts ein Porsche Cayman GT4 quer auf der Strecke stand, der sich direkt zuvor gedreht hatte. Mayer konnte nicht mehr ausweichen und rechtzeitig stoppen und schlug frontal in das Fahrzeug ein. Die Folge war ein nicht unerheblicher Schaden an der Frontpartie des Autos.
“Das passierte alles so schnell. Ich hatte einfach keine Chance schnell genug zu reagieren. Ich konnte den Cayman wegen der A-Säule erst sehr spät sehen. Das war einfach Riesenpech. Ich hatte eingelenkt und als ich den Cayman gesehen hab, da war’s schon zu spät. Ich hatte noch versucht zu bremsen… ach Mann, es ist frustrierend.”, sagte Mayer an der Box, nachdem die Boxenmannschaft erneut fieberhaft versuchte das Fahrzeug zu reparieren.
Dank beeindruckender Entschlossenheit und großem Können konnte das Team die Frontpartie in etwas über 12 Minuten reparieren und Mayer zurück auf die Strecke schicken.
Das Team nutzte nun die Führung von einer Runde, die man sich in den vorhergehenden Stunden aufgebaut hatte, aber es war nun klar, dass es für den Rest des Rennens keinen Spielraum mehr für weitere Fehler oder Unfälle gab.
Linscome-Hatfield kontrolliert Rennen in letzten zwei Stunden, bringt Sieg ins Ziel
Zwei Stunden vor Ende des Rennens kam es für das Team dann zum letzten Fahrerwechsel im 24h-Rennen auf dem Nürburgring.
Nach einer angenehmen Pause kletterte Travis Linscome-Hatfield wieder hinter das Lenkrad vom Porsche 911 GT3 Cup mit dem Ziel die Nummer 84 ins Ziel zu bringen.
Die Führung über den Simpit Racing Team Porsche Nr. 9 betrug wieder knapp über eine Runde und das Hauptaugenmerk des Teams lag nun voll und ganz darauf das Rennen zu kontrollieren und Fremdkontakte oder Unfälle zu vermeiden.
Vierzig Minuten vor dem Ziel kam Linscome-Hatfield dann zum letzten Mal an die Box, um aufzutanken und vier frische Reifen aufziehen zu lassen. Dann ging es für die letzten sechs Runden zurück auf die Rennstrecke, Richtung einem der größten Siege in der Geschichte des Teams.
Der Amerikaner, der sonst im Dallara LMP2 Nr. 14 in der VSCA SportsCar Championship unterwegs ist, behielt einen kühlen Kopf, spulte routinemäßig Runde für Runde ab und überquerte schließlich nach genau 24 Stunden, 15 Minuten und 36 Sekunden die Ziellinie und holte damit für Fischer Motorsport den ersten Sieg im iRacing 24h-Rennen auf dem Nürburgring.
Was folgte war nun ein wilder, feierlicher Burnout in Kurve eins, direkt vor den Fans in der AMG-Arena und anschließend die Siegerehrung mit Champagner auf dem Podium. Linscome-Hatfield sagte dazu:
“Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob wir noch eine realistische Chance haben, nachdem wir die Probleme mit der Tankanlage und Elektrik hatten. Aber das ist halt, warum du in einem Langstreckenrennen wie diesem nicht aufgibst. Es kann alles Mögliche passieren und ich glaube, alle Teams hatten irgendwann Probleme, nicht nur wir. Wir haben uns gegenseitig gepusht und das Beste draus gemacht. Es ist absolut geil das Rennen zu gewinnen. Das ist für mich definitiv einer der größten Erfolge meiner Karriere, keine Frage.”
Benjamin Fischer. “Ich muss den Jungs ein Riesen-Kompliment machen; besonders der Boxenmannschaft. Ohne die Jungs wären wir jetzt nicht hier. Ich weiß man redet immer über die Fahrer, aber wir wären jetzt nicht hier und würden mit euch über den Sieg reden, ohne die Mechaniker und Ingenieure. Ich bin wahnsinnig happy, dass wir das Rennen gewonnen haben. Ich wollte dieses Rennen immer schon so sehr gewinnen. Das endlich geschafft zu haben, bedeutet mir alles.”
Michael Adamczyk, der erst während der Vorbereitungen auf das 24h-Rennen zum Team gestoßen war, sagte folgendes:
“Es ist ziemlich surreal für mich, dieses Rennen zu gewinnen. Als Neuling im Team war für mich das Wichtigste einfach, keine Fehler zu machen und mich aus Problemen rauszuhalten. Ich bin mit meiner Leistung ganz zufrieden und dass ich meinen Teil mit beitragen konnte. Also ich glaub das Rennen werde ich nicht so schnell vergessen, das ist sicher.”
iRacing Nürburgring 24h-Rennen erweitert Liste beeindruckender Erfolge für Fischer Motorsport
Der Sieg im iRacing Nürburgring 24h-Rennen setzt einen weiteren Haken für Fischer Motorsport, in der Liste von beeindruckenden Erfolgen in der Teamgeschichte, nachdem man bereits die iRacing 24 Stunden von Daytona, iRacing 24 Stunden von Le Mans und nun auch das iRacing Nürburgring 24h-Rennen gewinnen konnte.
“Wir müssen irgendwann noch die iRacing 24 Stunden von Spa gewinnen; dann haben wir alle vier großen 24h-Rennen gewonnen (lacht)”, sagte Fischer, der am 3. Juni für den dritten Lauf der iRacing Nürburgring Endurance Championship an den Nürburgring zurückkehren wird.
© 2023 Fischer Motorsport
Offizielles Rennergebnis - iRacing Nürburgring 24h-Rennen (Gesamtwertung)
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© 2023 Fischer Motorsport
Offizielles Rennergebnis - iRacing Nürburgring 24h-Rennen (Gesamtwertung)
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© 2023 Fischer Motorsport
Offizielles Rennergebnis - iRacing Nürburgring 24h-Rennen (992 Cup)
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